Donnerstag, 10. März 2016

Andreas Eschbach und »Die falsche Welt«

(© rs)
Beim WetzKon 2015 in Wetzlar hatte sich nicht nur die Gelegenheit ergeben, ein Interview mit Andreas Eschbach zu führen, der Autor berichtete dort außerdem über seinen PERRY RHODAN-Doppelband 2812/2813 und beantwortete Leser-Fragen.
­­Mit dem – wenn auch etwas verspätet – nachgelieferten zweiten Teil des WetzKon-Berichts bietet sich nun die Gelegenheit, an den 4-teiligen Unterzyklus »Die falsche Welt« (2812-2815) zu erinnern. Denn in wenigen Wochen erscheint unter dem Titel »Die Jenzeitigen Lande« Heft 2850 der PERRY RHODAN-Serie. In diesem und den folgenden Romanen wird wohl auch ein Element aus dem »Falsche Welt«-Vierteiler wiederaufgenommen. 



(Der folgende Bericht ist eine Abschrift einer Videoaufzeichnung vom WetzKon 2015; wörtliche Zitate Andreas Eschbachs sind entsprechend mit Anführungszeichen gekennzeichnet bzw. die Antworten des Autors auf Leserfragen mit dem Kürzel AE versehen. Aufgrund der teils schlechten Tonqualität wurden Überleitungen eingefügt, um einen zusammenhängenden, verständlichen Text zu gewährleisten.)

Andreas Eschbach erläuterte beim WetzKon, dass er zwischen zwei Buchprojekten bzw. den einzelnen Projektphasen etwas Luft hatte und so den Doppelroman 2812/2813 für die Serie beisteuern konnte. Eschbach gab eine kurze Einführung zum vorigen Zyklus »Das Atopische Tribunal« für die Besucher, die die PERRY RHODAN-Serie aktuell nicht verfolgt hatten: Die Atopen stehen außerhalb oder neben der Zeit, können verschiedene Zeitebenen beeinflussen und beobachten.


(Titelbild-Collage der PERRY RHODAN-Romane 2812-2815;
© Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt)

Dann berichtete Eschbach über die Entstehung des Vierteilers: Die Grundidee zum »Falsche Welt«-Unterzyklus stammt von Exposé-Autor Hartmut Kasper und sollte eine Episode der Menschheitsgeschichte nach 1000 Jahren unter der Atopischen Herrschaft beschreiben, falls deren Herrschaft bestehen bleiben sollte. »So soll es nicht kommen« in der Handlung der Serie, aber als »warnende Utopie« sollte es gezeigt werden.
So in etwa wie bei Zeitparadoxa, die es auch bei PERRY RHODAN gab. Das »hanebüchenste Zeitparadoxon war meines Erachtens das, mit dem die PAD-Seuche aus der Welt geschafft wurde.« Der Vierteiler zeigt in dieser Richtung »eine etwas andere Nuance.« 
Zu dieser »Warnende Utopie«-Grundidee wurden dann Mails gewechselt zwischen Eschbach und Kasper darüber, »wie eine solche Zukunft aussehen müsste, damit sie sich auch richtig schrecklich liest in den Augen des PERRY RHODAN-Fans.«

Andreas Eschbach verfasste die ersten beiden Romane des Vierteilers, Verena Themsen die letzten beiden Romane (2814 und 2815). Daher gab es entsprechend viel Abstimmung via E-Mail zwischen den beiden Autoren. Es war schwierig alles unterzubringen, denn Eschbach »hätte locker 200 Seiten für jeden Roman schreiben können«, hatte sich zwar schon zurückgehalten, aber Manches musste gestrichen werden, da es immer noch zu viel war. »Insgesamt war es ein sehr spannendes und auch anstrengendes Projekt. Als ich Band 2700 geschrieben habe, das war ein Spaziergang verglichen damit.«

Nach dieser Einleitung las Andreas Eschbach aus seinem Manuskript zu PERRY-Heft 2812 »Willkommen im Tamanium!« und beantwortete im Anschluss Fragen der Besucher: 
Frage (F): Wie war die Zusammenarbeit mit Verena Themsen?

AE: »Sehr angenehm.« Andreas Eschbach erwähnte dabei, dass Verena Themsen zunächst eine Rohfassung des Romans schreibt, die sie »Schmierversion« nennt, die noch nicht druckreif ist.
Eschbach gefällt zudem, dass Verena Themsen so viel Wert auf Details legt wie z.B. bei den Naats oder Halutern. Er mag auch Details in PERRY-Romanen von Wim Vandemaan über das Alltagsleben in Terrania wie z.B., dass es »Roboter gibt, die Obst verteilen an jeden, der welches haben will.« Oder dass Vandemaan »sich so Gedanken macht, wie denn eigentlich so ein Nebeneinander in einer technologischen wirklich gut aufgestellten Zukunft dann praktisch aussehen kann.«


F: Wie geht es nach den vier Heften (2812-2815) weiter?

AE: »Das ist in sich abgeschlossen, Atlan und die ATLANC kehren zurück an den Startpunkt, wo sie dann zwei absetzen mit einem Raumschiff, die Rhodan warnen sollen, damit er eben nicht getötet wird, um diese Zukunft zu verhindern, die sie da gesehen haben. Damit endet der 15er und was dann passiert, weiß ich nicht.« Eschbach nimmt an, dass es dann mit diesen »komischen Kriegskünstlern weitergeht« (Gemeint sind die aktuellen »Bösewichte«, die Tiuphoren.)


F: Erleichtert der Computer Ihr Schreiben oder schreiben Sie direkt in Computer oder noch in anderem Medium?

AE: »Ich schreibe direkt in Computer. Also ich schreibe schon lang in Computer. Also im Vergleich zur Schreibmaschine ist natürlich der Computer viel besser, weil man nichts aus-x-en muss und kein Tipp-Ex braucht. Also ich habe immer auf Keyboards geschrieben. Keine Prosa von Hand. Von Hand mache ich nur Notizen oder Stichworte, Skizzen. Ist so ein Hin und Her. Sozusagen das Denken passiert handschriftlich auf Papier und das Schreiben dann an der Tastatur.«



F: Wie gestaltet sich die Recherche zum Thema?

AE: »Man sucht halt nach den Informationen, die man braucht. Man liest in Büchern, guckt im Internet, fragt Leute. Das sind die drei Möglichkeiten. Da gibt es keine Zauberformel.«



F: Es gibt dann Zettel?

AE: »Ja, meistens sind es Zettel oder Notizen im Notizbuch. Gut, was ich im Internet finde, das schreibe ich natürlich nicht auf. Das wird dann in einem Ordner abgelegt und dort wieder nach Sachgebieten unterteilt.«


Am Ende des Fragen-Teils erwähnte Andreas Eschbach auch die Perrypedia als wichtiges Nachschlagewerk, in dem man recherchieren kann, »gibt es für den Planeten schon irgendwelche Kontinente oder Pflanzen oder Lebensmittel, über die man referieren kann. Oder kann man was dazu erfinden.«
Und es ist laut Eschbach »immer ganz witzig, wenn man so sieht, irgendwas, was man dazu erfunden hat, wie das dann so weiterlebt.«


Als Beispiel für eine solche »Eigenheit« seinerseits nannte Andreas Eschbach die Figur Anna Patoman, die Eschbach in seinem PERRY RHODAN-Roman 2700 »Der Techno-Mond« eingeführt hat, und der er eine Vorliebe für Pfefferminztee angedichtet hat.
(Anna Patoman auf dem Cover von PERRY 2809; © Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt)


AE: »Das war dann witzig zu lesen, wie die dann ständig Pfefferminztee trinkt, in allem, wenn sie eine Rolle spielt. Und die sich jetzt ja auch noch hält und hält. Da kann ich schon verstehen wie früher so Autoren so ihre eigenen Figuren erfunden und weiter getragen haben. So was wie Tachter a Hainu. Ja, da kann man Geschmack dran entwickeln.«


Und Geschmack entwickeln kann man vielleicht auch an einer erstmaligen oder erneuten Lektüre des »Falsche Welt«-Vierteilers quasi als Vorbereitung auf den Zyklus-Höhepunkt in den »Jenzeitigen Landen« bei PERRY 2850!
(gh)

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