Dienstag, 16. Juni 2015

Interview mit ... Verena Themsen



Verena Themsen am Infostand des PERRY RHODAN-
Stammtischs Mannheim im Technikmuseum
Speyer (© rp)

Science Fiction und damit auch PERRY RHODAN ist eine Männerdomäne heißt es. Männliche Besucher sind beim Mannheimer PERRY-Stammtisch durchaus in der Überzahl, es hat sich aber doch auch eine konstante und gar nicht so kleine Zahl von weiblichen Besuchern etabliert. Ein Gast, der unseren Stammtisch bereits seit einigen Jahren besucht, ist niemand anders als die PERRY-RHODAN-Autorin Verena Themsen.

 

1. Wie bist du zu PERRY RHODAN gekommen? Was war dein erster Kontakt mit der größten Science Fiction-Serie?
 

Das erste Mal kam ich schon in der Schule durch einen Freund mit Perry Rhodan in Kontakt, der die Silberbände las und mir die ersten zehn oder so lieh. Dann war lange Pause, weil ich zum Studium wegging und diesen Kontakt verlor. Die wirkliche Infektion erfolgte eigentlich erst im Jahr 2004 auf der Frankfurter Buchmesse, als ich mich wieder erinnerte, wie toll dieser Atlan eigentlich gewesen war. Perry Rhodan? Wer ist Perry Rhodan?



2. Welches war dein erstes PERRY RHODAN-Heft, -Buch, -Taschenbuch oder -Hörspiel?

 
Das war eben der Silberband 1, den ich geliehen bekam. Bei meinem Neustart habe ich dann lange nur Atlan-Blaubände und Zeitabenteuer-Taschenbücher sowie die PDF-Ausgaben der alten Atlan-Reihe gelesen, um dann irgendwann zu den Silberbänden zurückzukehren. Mein erstes PERRY RHODAN-Heft war das 2300er, das Klaus mir damals druckfrisch mitgebracht hat, als wir uns zur Besprechung des ersten Elfenzeit-Romans trafen. Später kaufte ich ab Intrawelt die neuen Atlan-Hefte, und dann kamen natürlich die Hefte der PR Action Reihe, mein eigener Extra-Band und auch einige andere, die ich bei Messen abgestaubt oder zur Auffüllung meiner Bestände bei Transgalaxis nachbestellt habe. Und jetzt habe ich ein Autorenabo der Erstauflage. Langsam füllen sich bei mir neben dem Billy-Regal voller Silber- und Blaubände also auch ein paar Kisten. Nur schade, dass ich die Traversan-Reihe nicht mehr voll bekomme. Das Hörspiel habe ich allerdings.


3. Welche ist deine Lieblingsfigur und warum?

 
Diesen Rang hat auch nach all diesen Jahren Atlan inne. Ich hatte zwar auch viel Spaß mit Bully und einer Menge anderer Figuren, und kürzlich hat ein ganz besonderer junger Mann einen Teil meines Herzen gewonnen, wofür er noch eine Menge wird leiden müssen, aber trotz allem Atlan ist immer noch die Nummer 1.

Warum? Je nun ... er ist einfach der, der einer Frau am meisten zu bieten hat ... *grins* Im Ernst, es hängt vermutlich mit meiner Neigung zur Fantasy zusammen. Mit seinem Hintergrund den Zeitabenteuern und nicht zu vergessen denen auf Atlantis passt er da einfach am besten zu. Und er ist ein Adliger! In der Hinsicht kommt eben nur noch Roi Danton mit seinem falschen blauen Blut an ihn heran. Den ich übrigens auch sehr mag.


4. Wer ist dein Lieblingsautor und warum?

 
Verena Themsen. Ihre Schreibe spricht mich irgendwie total an, keine Ahnung warum, muss eine Art Seelenverwandtschaft sein. ;)


5. Was liest du noch außer PERRY RHODAN? Liest du noch andere Science Fiction-Bücher?

 
Andere Science Fiction lese ich in den letzten Jahren eigentlich wenig. Da greife ich mir ab und zu mal ein Werk eines der deutschen Kollegen, wie Andreas Eschbach oder Markus Heitz, einfach auch um das Feld zu kennen, in dem ich mich bewege. Aber oft passiert das nicht. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass ich durch Perry Rhodan schon so viel Science Fiction lese. Außerhalb davon beschränke ich mich auf die einschlägigen Fernsehserien. Im Moment fiebere ich auf die 9. Staffel von Doctor Who hin.

Aber ich bin und bleibe vorrangig Fantasyleserin. Im Moment habe ich auf dem Nachttisch den neuesten Roman aus der Harry-Dresden-Reihe liegen, und auf dem Weg zu mir ist der nächste Band der Witcher-Saga um Geralt von Riva, den Star der Computerspielreihe, deren dritter Teil gerade herausgekommen ist. Ich träume auch davon, mal wieder Fantasy zu schreiben. Mal sehen, ob sich irgendwann mal Luft dafür findet. Oder womöglich verschlägt es ja Atlan mal wieder ohne jede Technik auf einen unwirtlichen Planeten ...


6. Wie lange besuchst du schon den Stammtisch? Was ist der Grund für deinen Besuch des Stammtischs?

 
Frage 1: Keine Ahnung mehr. Lange. Als ich das erste Mal kam, war ich noch ausschließlich Fan. Mindestens 6 Jahre also. Vermutlich aber mehr. 7? 8? Das weiß Roman vermutlich besser als ich selbst. Richtig aktiv geworden in Form von Con-Mitwirkung etc. bin ich allerdings erst in den letzten 4 Jahren.

Frage 2: Hier bin ich Fan, hier darf ich's sein! (Naja, meistens ;)) Außerdem ist es gerade schön, dass es nicht nur um Perry Rhodan geht, sondern auch um andere Serien, um Comics, Kino, Wissenschaft ... was einen eben gerade so bewegt.


7. Einige Zeit warst du die einzige Autorin bei PERRY RHODAN (neben der »Stammgastautorin« Susan Schwartz). Es wird davon ausgegangen, dass Science Fiction, und dazu gehört ja PERRY RHODAN, und auch Fantasy, eher eine männliche Domäne ist. Wie ist das so? Kannst du das bestätigen?

 
Das ist eine Frage der Definition von 'männliche Domäne'. Wenn es darum geht, ob vor allem Männer SciFi schreiben und lesen – da spricht die Statistik immer noch für sich, auch wenn sie einem Wandel unterliegt, was nicht zuletzt daran liegt, dass auch die erzählten Geschichten sich wandeln. Ein schleichender, sich selbst verstärkender Prozess, denke ich. Science Fiction bietet Raum für vielerlei Arten von Geschichten, und seit dieser Raum auch voll ausgelotet wird, gibt es auch keine Gründe mehr, warum sie nicht für jede Art Leser und Leserin interessant sein kann – man muss eben nur die Themen und Autoren finden, die einen ansprechen, wie bei jedem Genre.

Was mich selbst und meine Position innerhalb dieser (noch) vor allem von Männern besiedelten Welt betrifft, ist es nicht anders als in meinem sonstigen Leben als Physikerin und Ingenieurin. Ich gestehe, dass ich manchmal Probleme mit solchen Fragen habe, weil ich mich nie über mein Geschlecht definiert habe, sondern immer nur über meine Fähigkeiten und Neigungen. Ich bin diesen gefolgt, und wenn ich Erfolg hatte, dann deshalb. Ich hatte auch nie das Gefühl, dass meine männlichen Kollegen in irgendeiner dieser 'Männersparten' das anders gesehen haben. Ich kann nur hoffen, dass diese Sichtweise sich im Laufe der Zeit immer weiter ausbreiten wird. Und dann gibt es vielleicht auch immer weniger Leute, die glauben, SciFi sei 'nichts für Frauen'.

Die Fantasy habe ich nie als männlich dominiert empfunden. Ich habe ebenso viele Bücher von weiblichen wie von männlichen Autoren in meinen Regalen stehen. Marion Zimmer Bradley, Tanith Lee, Emma Bull, Uschi Zietsch ... ich kann aus dem Stehgreif mindestens so viele erfolgreiche Autorinnen wie Autoren aufzählen. Und in der Leserschaft dominieren hier definitiv die Frauen.


8. Aktuell arbeitest du an einem größeren Projekt für den laufenden Zyklus. Es ist ja schon vor einer Weile durchgesickert, dass der Autor Andreas Eschbach auch daran beteiligt ist. Wie ist die Zusammenarbeit mit ihm? Konntest du von seiner Erfahrung profitieren?
 
Tatsächlich sind die Romane inzwischen bereits abgeschlossen. Die Zusammenarbeit war sehr flüssig und hat Spaß gemacht. Wir hatten eine gute und klare Kommunikation und waren uns eigentlich in allem einig; das tat schon sehr gut.

Gelegenheit, von seiner Erfahrung zu profitieren, gab es eigentlich nicht; wir haben zwar gegenseitig natürlich unsere Romane gelesen, aber uns auf inhaltliches Abstimmen beschränkt. Lektorieren ist Aufgabe des Lektors, und Andreas hat auch so genug zu tun, denke ich, ohne dass er da noch zusätzliche Arbeit auf sich nimmt, um mir stilistisch auf die Sprünge zu helfen. Aber wer weiß, vielleicht bekomme ich bei unserem nächsten Treffen noch den einen oder anderen Tipp von ihm.


9. Darfst du uns auch schon ein wenig über den Inhalt des Projekts verraten?
 
Es verschlägt einige unserer Helden in eine »falsche Welt« ... und ich empfehle, die News auf der Perry Rhodan Seite zu verfolgen.


10. Dein Hauptberuf ist, wie wir wissen, nicht Autorin. Wir bringst du das Schreiben mit deinem Beruf in Einklang? Hast du schon überlegt als Autorin hauptberuflich zu arbeiten?

 
Ich warte damit, bis meine Tochter aus dem Haus und selbiges abbezahlt ist, was heißt: nicht, bevor ich in Rente gehe.

Ich bin nicht geschaffen für das unsichere Leben eines hauptberuflichen Autors. Einen festen Beruf mit klaren Verpflichtungen und einem festen monatlichen Gehalt zu haben, ist für mich Grundbedingung für ein entspanntes Leben. Ich denke, als freie Schriftstellerin würde ich schnell einen Nervenzusammenbruch erleiden. Insofern: Nein, für die nächsten fünfzehn Jahre oder so muss sich da niemand Sorgen machen, dass ich den Markt mit meinen Werken überschwemmen werde. Außer natürlich, jemand bietet mir ein festes Gehalt als Schriftstellerin an, das meinem jetzigen Gehalt entspricht. 

 

 

(rp)

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