Sonntag, 16. August 2015

Interview mit ... Michael Tinnefeld

Michael Tinnefeld (l.) mit Gucky und Gerhard Huber (© gh)
Hier ist das nächste Interview: diesmal mit einem der eher seltenen Besucher des Mannheimer PERRY-Stammtischs. Heute stellt sich Michael Tinnefeld unseren Ultimaten Fragen. Michael hat im Juni 2015 unseren Stammtisch zum zweiten Mal besucht. Wieso er eher selten beim Stammtisch anzutreffen ist und wie er so zu PERRY steht, erfahrt ihr in Michaels Antworten:






1. Wie bist du zu PERRY RHODAN gekommen? Was war dein erster Kontakt mit der größten Science Fiction-Serie?
Mein erster Kontakt mit PERRY RHODAN war etwa mit 7. Ich hatte gerade meinen ersten Kassettenrecorder zu Weihnachten geschenkt bekommen, und gleich einige Hörspiele dazu. Darunter war auch Nr. 5 der PERRY RHODAN-Europa-Kassetten: »Raumschlacht im Wega-Sektor«. Vom Inhalt verstand ich noch nicht viel, fand aber das Cover mächtig cool und actionreich. Kann mich noch gut an den grünen Topsider im Kampfanzug vor einem torkelnden Ein-Mann-Jäger erinnern. Es inspirierte meine Fantasie, sodass ich mir selbst die spannende Geschichte zusammenreimte. Der größere Zusammenhang mit der Serie erschloss sich mir zu dieser Zeit freilich noch nicht.
Es gab auch einen PERRY RHODAN-Planetenroman im Regal über meinem Bett, Nr. 79, »Das System der Traumsänger«. Da fand ich aber das Titelbild so gruselig, dass ich fast Angst hatte, ihn in die Hand zu nehmen geschweige denn zu lesen. Jetzt frage ich mich gerade: Wer hat den eigentlich damals da reingestellt? Meine Eltern? ES...?

2. Welches war dein erstes PERRY RHODAN-Heft, -Buch, -Taschenbuch oder -Hörspiel?
Es war zu der Zeit, als ich in dem Alter war, dem Keller die letzten Geheimnisse zu entreißen, etwa mit 12. In großen Kartons fand ich auf meiner Schatzsuche Stapel sogenannter Trivialliteratur, von Western über Landser bis hin zu – PERRY RHODAN. Was letzteren betraf, waren es nur rund ein Dutzend Hefte, locker verteilt bis in die 200er, alle in der Erstauflage, einschließlich Heft 1, und gut erhalten. Sie stammten von meinem Opa, leidenschaftlicher Hans Dominik-Fan. Da ich zur selben Zeit die Freuden der mechanischen Schreibmaschine entdeckt hatte, verknüpfte ich beides miteinander, d.h. ich tippte Listen meiner geborgenen Schätze an »Schundromanen«, fein säuberlich getrennt nach Serie und Titelheld und numerisch geordnet.
Wenig später fand ich in der Stadtbücherei den ersten Silberband. Hier begann mein eigentlicher Lese-Einstieg. Ich verschlang Band 1, und es war um mich geschehen. Mit Unterbrechungen bis heute. Nach einigen Silberbänden stieg ich auf die Einzelhefte um, da ich keinen Band, auch keinen Lückenfüller, verpassen wollte.

3. Welche ist deine Lieblingsfigur und warum?
Der liebenswerte, traurige, jetzt wieder lustige, aber auch grimmige Gucky? Nein, doch eher Bully mit seiner polternden, bodenständigen Art? Alaska Saedelaere mit seinem kosmischen Hintergrund und der ätherischen Einsamkeit? Perry Rhodan selbst? Nein, den nimmt doch nie jemand als Lieblingsfigur. Ein Phänomen: der sperrigste Held einer, nein DER größten SF-Serie der Welt. Und sperrig war er wirklich, geradezu hölzern, in den ersten paar hundert Heften. Aber er hat sich verändert, ist jetzt viel schillernder, menschlicher geworden. Es ist sogar teilweise eine Identifizierung möglich, wenn man mal von der langen Lebenserfahrung absieht. Ja, doch, genau, ich entscheide mich für: Perry
Rhodan!

4. Wer ist dein Lieblingsautor und warum?
 
Mein Perry-Lieblingsautor ist Wim Vandemaan. Zwar hat er etwas an Tiefe, Spannungsaufbau und Leseflüssigkeit eingebüßt, was wahrscheinlich seiner Tätigkeit als »Expokrat-Hälfte« geschuldet ist, aber eben nur etwas. Ich liebe seine Sprach- und Wortspiele, und er schafft es, mit seinen Worten nicht nur den Neokortex zu erreichen, sondern auch »tieferliegende« Schichten und dort Gefühle zu erzeugen, die sich rational nicht aus den Worten ableiten lassen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Prolog in PR 2771 (»Pilger der Gerechtigkeit«), in dem die Ordische Stele ihre »Biografie« berichtet. Neokortikal verstehe ich wenig bis nichts, aber emotional durchläuft mich ein Schaudern, die Ahnung eines kosmischen Hauchs, Erhabenheit und eine unbestimmte Traurigkeit. Schlichtweg genial. Auf immer unvergessen bleibt für mich der »Komplex Astrovent« (PR 2459). Schriftstellerisch dicht auf den Fersen sind ihm allerdings meiner ganz persönlichen Meinung nach Michael Marcus Thurner und Leo Lukas.
 

5. Was liest du noch außer PERRY RHODAN? Liest du noch andere Science Fiction-Bücher?
Ich lese grundsätzlich alles, wenn es mich irgendwie fesselt. Zu einem großen Teil sind dies Werke aus der Phantastik. Meine SF-Lieblingsautoren sind Philip K. Dick (»Ubik«, »Mozart für Marsianer«, »LSD-Astronauten«, »Der dunkle Schirm«) und Frank Herbert. Neben
Herberts »Dune - Der Wüstenplanet« finde ich vor allem »Hellstrøms Brut« und »Der Jesus-Zwischenfall« (Band 2 des Schiff-Zyklus) exzellent. Stross' »Accelerando«, Vinges «Eine Tiefe am Himmel« und Simmons' »Hyperion-Gesänge« habe ich mehrfach gelesen. Na klar, auch »Herr der Ringe«, »Harry Potter« und Kings »Der dunkle Turm« gehören zu meinen
Favoriten. Außerhalb der Phantastik habe ich etliche Russen versucht (Dostojewski, Puschkin, Gogol) und »Klassiker« wie Hesse, Goethe, Roth.
Ganz aktuell habe ich »Die Deutschstunde« von Lenz gelesen und war überrascht, wie spannend der war und mit welch feiner Beobachtungsgabe geschrieben. Dass es so was außerhalb der SF gibt. ;-)

6. Wie lange besuchst du schon den Stammtisch? Was ist der Grund für deinen Besuch des Stammtischs?
Den Stammtisch besuche ich seit Dezember 2013, aufgrund der Entfernung Düsseldorf - Mannheim und da er mitten in der Woche stattfindet natürlich unregelmäßig. Genau genommen erst zweimal (hust), aber es soll öfter werden. »Verbindungsmann« ist Gerhard Huber, den ich gleichzeitig mit seiner sympathischen Partnerin Andrea auf dem WeltCon
2011 in Mannheim kennenlernte. Es war Freundschaft auf den ersten Blick. Gerhard und ich hatten beide bei dem FanFiction-Wettbewerb »Perry Rhodan - reloaded« teilgenommen, bei dem ich den ersten Platz belegte, und wir standen bereits in lockerem E-Mail-Kontakt.

http://www.nerdlicht.net/perry-rhodan-reloaded

Da wir derzeit an einem gemeinsamen Projekt arbeiten, ist die Wahrscheinlichkeit häufigerer Besuche des Mannheimer Stammtischs deutlich gestiegen.
(gh)

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