1962 erschien der 18. Roman der PERRY RHODAN-Serie unter dem Titel »Die Rebellen von Tuglan« und darin hatte der Mausbiber Gucky seinen ersten Auftritt. Als blinder Passagier gelangte Gucky oder Plofre, wie er eigentlich heißt, an Bord der STARDUST II und vollführte bald seinen ersten Streich mit Reginald Bull. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft könnte man sagen und der Anfang eines langen Serienlebens für den Mausbiber oder Ilt, genauer gesagt.
Die erste Abbildung Guckys findet sich ebenfalls in Band 18, als Innenillustration, noch nicht auf dem Titelbild. Dabei hat Johnny Bruck den Mausbiber im Grunde so gezeichnet wie im Roman beschrieben.
Die grundsätzlichen Merkmale der Mausbiber und insbesondere Guckys sind der mausähnliche Kopf, allerdings nicht mit runden »Micky-Maus-Ohren« und ein abgeplatteter Biberschwanz. Guckys Raumanzüge bekamen dafür eigens ein spezielles Futteral, das bei der Liga Freier Terraner unter Sonderausstattung 1001/b2 geführt wurde.
Dazu sind Ilts etwa einen Meter groß und haben einen eher gedrungenen Unterkörper. Die erste Gucky-Illustration unterschlägt den plumpen Unterbau und den Biberschwanz, da Bruck Gucky in einer Kiste hockend darstellt.
Gucky verfügt wie alle Ilts über angeborene Paragaben. Telepathie, Telekinese und Teleportation bleiben bei ihm allerdings, anders als bei seine Artgenossen, auch im Erwachsenenalter erhalten und machen ihn quasi zum Psi-Multitalent.
Gucky hat zudem braune Augen mit denen er gern mal, zumindest in der Anfangszeit, treuherzig blickt, was Karl-Herbert Scheer veranlasste, dass Plofre von den Terranern Gucky genannt wird.
Vermutlich das prominenteste und gern präsentierte Merkmal Guckys ist sein Nagezahn.
Dass Gucky vor allem Mohrrüben zugetan ist, dürfte ebenso ein weiteres hervorstechendes Merkmal des Ilts sein. Wobei sich schon mancher Leser die Frage gestellt hat, wie praktikabel das Mohrrüben knabbern mit Nagezahn tatsächlich ist.
Reinhard Habeck hat auf dem WetzKon II 2015 über Gucky und Walter Ernsting in einem Interview mit dem PERRY RHODAN-Stammtisch Mannheim bezüglich des Nagezahns wie folgt berichtet:
»… Bei Gucky erkenne ich sehr viel in Walter Ernsting. Und zu Gucky habe ich einiges von Walter Ernsting erfahren, was vielleicht nicht so bekannt ist und eine Sache möchte ich nun doch verraten. Ich kann dies auch beweisen, da ich von Walter Ernsting eine von ihm selbst gemalte Zeichnung habe, wie er sich Gucky vorgestellt hat. Dieser Gucky hat zwei Vorderzähne, obwohl wir wissen, dass Gucky nur einen Spitzzahn hat.
Ich selbst habe bei meinen allerersten Guckyzeichnungen zwei Vorderzähne gemalt, worauf ich sehr kritisiert wurde: Das ist doch falsch, der Habeck kennt doch noch nicht einmal den Gucky, der hat doch nur einen Spitzzahn.
Nein, Nein. Ursprünglich war es so, wie mir Walter Ernsting bestätigt hat, dass es zwei Zähne sind. Dies hat Walter mir sehr viel später auch gezeichnet in ein Buch mit einer Widmung von Gucky an Rüsselmops.
Diese zwei Vorderzähne sind ja auch logisch erklärbar, da Gucky Vegetarier ist und er gerne Rübchen knabbert, was mit nur einem Spitzzahn nicht zu machen ist. Tatsächlich ist es so, dass der legendäre Titelbildmaler von Perry Rhodan, Johnny Bruck, aus den beiden Zähnen einen einzigen gemacht hat. Nach der ursprünglichen Idee von Walter waren es aber zwei. Dies deswegen, weil Walter sich hat inspirieren lassen von Bugs Bunny, der ja bekanntermaßen dauernd mit der Mohrrübe unterwegs war und dies hat er auf den Gucky dann übertragen. Das ist die Geschichte dazu …«
Gucky hat seinen ersten Titelbild-Auftritt mit PERRY RHODAN-Roman 30 »Tifflor, der Partisan«. Dabei weicht Bruck bereits von der Darstellung eines Mausbibers mit den Merkmalen des gedrungenen Unterkörpers etc. ab. Der Mauskopf ist wie bei einem meisterlichen Tiermaler wie Bruck authentisch dargestellt, nur der »restliche« Körper Guckys ist eher menschlich dargestellt.
Möglicherweise liegt ein Grund darin, dass bei Brucks Arbeitspensum ab und an der Zeitdruck dazu führte, dass Gucky und seine Artgenossen »einfach mal« als menschliche Figuren mit Tierköpfen gemalt wurden. Bruck hat Außerirdische auch entsprechend bizarr, fremdartig bis skurril und wohl entsprechend aufwändiger gemalt. Aber es gibt auch oftmals Darstellung in beschriebener Weise, quasi Menschen mit Tierköpfen wie beispielsweise die Gurrads oder Kartanin.
Ein Mausbiber mit dem doch etwas eigenen Körperbau in einem Raumanzug oder ohne mag auf Titelbildern dagegen unfreiwillig komisch oder zu fremdartig gewirkt haben, sodass sich Bruck für die etwas vermenschlichte Darstellung entschieden hat.
Das englische Eigenschaftswort »alien« kann »fremd«, »fremdartig« oder »außerirdisch« bedeuten. So mancher Alien ist daher vielleicht menschenähnlich dargestellt, um ihn nicht zu befremdlich oder gar feindselig und eher den Menschen wohlgesinnt erscheinen zu lassen. Gerade bei Heftroman-Titelbildern, die als Zielgruppe auch oder vor allem Jugendliche hatten, spielte eine gewisse »Harmlosigkeit« bei aller Faszination des Fremden möglicherweise eine Rolle.
Johnny Bruck zeigte Gucky auf vielen Titelbildern in der gesamten Bandbreite des Charakters der Figur, die diese im Laufe der Serie erhält. (Gucky dürfte eine der Figuren der PERRY RHODAN-Serie sein, die mit am häufigsten auf Titelbildern abgebildet ist, von den Innenillustrationen in den Heften ganz zu schweigen)
Im Laufe der Jahre hat Johnny Bruck mit manchem Gucky-Titelbild den ein oder anderen Titelbild-Klassiker der Serie geschaffen. Der doppelte Mausbiber auf PERRY RHODAN-Roman 600 »Die unsichtbare Grenze« beispielsweise oder die Darstellung auf PERRY RHODAN 1007 »Die Kosmische Hanse«, bei der das Cover Serienmitbegründer Clark Darlton und »seinen« Gucky zeigt.
Die darstellerische Bandbreite der Figur Gucky reicht ebenso weit wie seine charakterliche Darstellung und Entwicklung. Vom behäbig-plüschigen Maskottchen bis zur mehr oder weniger realistischen Darstellung eines außerirdischen Individuums mit dem tragischen Hintergrund des »Letzten seiner Art«.
Den leidensfähigen, tragischen Ilt, lange bevor dessen dunklere Plofre-Persönlichkeit in ihm wieder zum Vorschein kommt, brachte Bruck ebenfalls eindrücklich aufs Titelbild.
Übertrieben vermenschlicht dagegen, fast schon als Parodie, verewigte Bruck die Mausbiber beispielsweise auf Band 302.
Eher phantasisch-kosmisch in Szene gesetzt dagegen wurde Jahrzehnte später von Johnny Bruck auf dem Covr zu PERRY 1744.
»Gucky in Aktion« dürfte jedoch wohl die häufigste Darstellungsweise für den Retter des Universums sein – nicht nur bei Johnny Bruck.
Vor allem Dirk Schulz setzt Gucky actionreich in Szene. Beim Titelbild zu PERRY 2689 hat sich Schulz offensichtlich Brucks Titelbilder zu PERRY 232 bzw. 415 zum Vorbild genommen und zeitgemäß umgesetzt.
Bei den »Perry Rhodan im Bild«-Comics der späten 1960er findet man Gucky im Grunde wie in den Romanen ursprünglich beschrieben umgesetzt.
In der von 1968 bis 1975 laufen Comicserie »Perry – Unser Mann im All« dagegen ist der Ilt in der eher vermenschlichten Manier der PERRY RHODAN-Titelbilder gezeichnet.
In den späteren Perry-Comics der Alligator Farm oder bei Cross Cult wird Gucky dem Medium entsprechend nicht als niedlicher Plüsch-Mausbiber, sondern teils fast martialisch und muskelbepackt dargestellt. Immerhin, die klassischen Merkmale sind im Wesentlichen dabei.
Den aktuellsten Auftritt im Medium Comic hatte Gucky im 2023 erschienen »Der kleine Perry« (bzw. im zweiten Band 2024), in dem Olaf Brill und Michael Vogt Gucky als Perrys vermeintliches Haustier in Szene setzen, der es doch auch faustdick hinter den runden, aber nicht zu großen Mausohren hat. Der Biberschwanz ist dabei ordentlich ausgeprägt, dafür ist der Nagezahn mal erfreulich klein.
»Der kleine Perry« richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche und Gucky hat sich damit wohl erneut ins Spiel gebracht.
Bereits 1967, also nur wenige Jahre nach seinem ersten Auftritt in der Serie, kam Gucky als Plüsch-Figur auf den Markt. Dabei lief der Mausbiber schon recht menschlich daher und zudem ohne Raumanzug oder anderweitig bekleidet.
Abgesehen von richtiger Fellfarbe, Mauskopf, Nagezahn und Biberschwanz ist die Figur schon ein Stück weit entfernt von den Romanbeschreibungen. Zudem mit runden Mausohren, doch war diese Figur von der Plüschspielwarenfabrik Anker produziert worden, also für Kinder gedacht, auch wenn sich die damalige Werbung an alle Perry Rhodan-Fans richtete.
Die 1997 produzierten Plüsch-Guckys der Firma Mühleck kommen im gelben Raumanzug daher, weichen in der Fellzeichnung im Gesicht von der ursprünglichen Romanbeschreibung ab und sind insgesamt einfach eine plüschige, niedliche Umsetzung des Mausbibers.
Bereits ein Jahr später erschien die für Kinder konzipierte Hörspielserie »Die Abenteuer von Mausbiber Gucky«. Swen Papenbrock gestaltete dabei die Titelbilder und orientierte sich ein gutes Stück am Erscheinungsbild des Plüsch-Guckys (oder umgekehrt), einschließlich des gelben Raumanzugs – bezüglich der Zielgruppe durchaus naheliegend.
Papenbrock setzt auf späteren Titelbildern der PERRY RHODAN-Serie diese Darstellung Guckys weiter fort, wenn auch nicht immer derart kindlich-niedlich.
Der Künstler verleiht der Figur auch die in den Romanen erzählte tragische, schmerzerfüllte Note.
Bei Ralph Voltz ähnelt Gucky sehr der Papenbrock-Darstellung.
Bei Alfred Kelsner wiederum ist Gucky, abgesehen von Mäusekopf und Biberschwanz, sehr menschenähnlich umgesetzt, was den übrigen Körper angeht und in Gestik und Mimik. Immerhin, man erkennt bei mancher Darstellung auch Guckys Zähne mit denen er wohl eher seine Mohrrüben knabbert statt mit dem eigentlich dafür ungeeigneten Einzelnagezahn.
Bei Dirk Schulz herrscht, wie bereits erwähnt, der »Action-Gucky« vor, was bei einem Titelbild für die 2024er Androiden-Mini-Serie wieder einmal zum Tragen kommt. Allerdings blickt Gucky dem Betrachter mit blauen statt brauen Augen entgegen. Anatomisch dagegen mehr oder weniger korrekt dargestellt sind Guckys Vorderpfoten, die vier Finger aufweisen. Die Vorderpfoten einer Maus besitzen in der Regel vier Finger mit Kralle und einen stummelartigen Daumen (ohne Kralle), der eher mit der Pfote verwachsen ist und somit nicht wie ein »fünfter Finger« wirkt.
Arndt Drechsler-Zakrzewski kreierte eine ihm entsprechende eigenständige Gucky-Interpretation, die teils in die »Action-Richtung« geht und ebenfalls die anthropomorphiserte Unterkörper-Variante bevorzugte. Insgesamt mehr an der Charakterzeichnung Guckys orientiert und weniger an der exakten Umsetzung der äußerlichen Beschreibung. Vor allem Guckys Gesicht und Kopf sind mehr Marder oder Frettchen anstelle der klassischen Maus nachempfunden – immerhin Nagetier. Diese Interpretation passt jedoch, anders als das oft possierliche Mausantlitz, ganz gut zu einem stark und entschlossen auftretenden Gucky.
Und Arndt Drechsler-Zakrzewski konnte seiner Gucky-Interpretation ebenfalls die melancholisch-tragische Facette abgewinnen, samt treuherzigem Blick. Wenn der Nagezahn doch etwas sehr prominent hervorragt und eher der Nase als dem Maul zu entspringen scheint.
Manch Betrachter bemängelte die Nähe zur Figur Rocket Raccoon aus den »Guardians of the galaxy-Comics bzw. den Filmen des Marvel Cinematic Universums. Es mag gewisse äußerliche Ähnlichkeiten geben, Rocket Raccoon ist aber, wie der Nachname besagt, ein Waschbär und nicht einem Nagetier wie Maus oder Frettchen nachempfunden. Von der charakterlichen Anlage der Figuren liegen, abgesehen von gewissem Draufgängertum, doch Welten zwischen den Figuren.
Und was das Science Fiction-Fandom, Plüschmausbiber und Cosplay anbelangt, da gibt es keine Berührungsängste und durchaus Platz genug für auf den ersten Blick sich ähnelnden Figuren.
Beim 2019 zum Titelbild-Team gestoßenen Dominic Beyeler ist Gucky anfangs etwas gewöhnungsbedürftig dargestellt. Aber eigenständig und bei den Ilt-Charakteristika, wie eher spitze Schnauze, nicht zu runde Mausohren und prominenter Nagezahn, durchaus gut umgesetzt. Ein Titelbild von Beyeler mit einem treuherzig blickenden oder tragischen Gucky wäre interessant zu sehen.
Im Laufe der Jahrzehnte hat Gucky je nach Künstler und Aspekt der Figur durchaus so mach optische Variation durchlaufen. Wenn man so will, ist Gucky sozusagen auch in visueller Hinsicht ein Multitalent. Für die Autoren ist Gucky als Psi-Multitalent dabei eher eine herausfordernde Figur. Im Grunde könnte Gucky mit einem telekinetischen Wisch die feindlichen Roboter demolieren, telepathisch den Bösewicht aufstöbern und nach ein paar beherzten Teleportationen vielleicht in die Enge treiben. Nach der Hälfte des Romans wäre die Geschichte dann schon erzählt und Gucky hätte das Universum mal wieder gerettet.
Die Autoren müssen Gucky also immer wieder limitieren und Grenzen setzen und knobeln, wie der Mausbiber diese dann doch überwinden kann – oder auch nicht.
Auch in visueller Hinsicht ist die Figur durch ihre grundsätzliche Beschreibung erst mal festgelegt und limitiert, kann aber optisch dennoch variantenreich präsentiert werden, wenn man die »Gucky-Klischees« Mohrrüben knabbern, treuherzig blicken etc. ab und an beiseitelässt bzw. auch im Bild nicht überstrapaziert.
Mit dem PERRY RHODAN-Zyklus ab Band 3300 übernahm Ben Calvin Hary die Exposé-Steuerung der Serie. Hary hat mit der PERRY RHODAN-FanEdition Nr. 14 »Mein Freund Perry« bereits einen Roman vorgelegt, in dem Gucky eine nicht ganz unwichtige Rolle spielt. Auch in Romanen für die Hauptserie ließ der Autor Gucky bereits agieren.
Wie bei jedem Wechsel der Exposé-Autorenschaft wird dies Veränderungen für die PERRY RHODAN-Serie mit sich bringen. Man darf gespannt sein, auch ob und wie Gucky möglicherweise andere, neue Wege gehen wird – auch in visueller Hinsicht. Man wird sehen.
(gh)
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