Donnerstag, 16. Juni 2016

Interview mit ... Christian Montillon – Teil 2



Autogramm für Gucky
Der zweite Teil des Interviews mit Christian Montillon, das wir beim Januar-Treffen 2016 des Perry Rhodan Stammtischs Mannheim führten, beschäftigt sich mehr mit den Inhalten der Serie. Wir starten gleich mit dem 2.Teil des Interviews.


12. Manche Figuren wie der Proto-Hetoste Avestry-Pasik wurden von manchen Stammtischbesuchern scharf kritisiert. Andere, wie das Kaiserpaar von Olymp, dagegen sehr gelobt. Lässt du dich davon beeinflussen?
Wenn das Maß sehr groß ist, ja. Da reicht jetzt nicht der Stammtisch aus. Aber Avestry-Pasik hat allgemein Probleme gemacht. Man hat oft gehört, dass die Figur nicht so funktioniert hat, oder nicht so gut angekommen ist, wie wir uns das vorgestellt hatten. Er hatte eine gewisse Rolle zu erfüllen. Das war einfach so in diesem Zyklus. Daher konnte man nicht sagen, dass wir die Figur einfach raus schreiben. Mittlerweile hat er ja die Rolle erfüllt, die er zu erfüllen hatte. Fingerzeig, Skelettknochen, der imprägniert worden ist. Das musste so bleiben. Das konnten wir nicht mehr umschreiben. Aber wenn jetzt jeder Leser gesagt hätte: »Avestry-Pasik ist meine Lieblingsfigur! Den finde ich fantastisch.« Wer weiß, vielleicht hätte man ihn weiter gezogen. Vielleicht wäre er immer noch in der Handlung und wäre in den nächsten Zyklus gekommen. Das hätte sein können. Aber wahrscheinlich nicht, denn wir hatten seine Knochen gebraucht. Es wäre dann schwer ihn in der Handlung zu halten. Wir hören von allen Figuren, dass die Leser sie ganz toll und andere sie ganz blöd finden. Es gibt Ausnahmen.


Zwischenruf: Gaumarol da Bostich!


Ja, genau.

Das Kaiserpaar von Olymp mag wohl jeder. Ok, nicht jeder, aber die aller-, allermeisten Leute, einschließlich mir. Ich habe sie ins Exposé geschrieben. Ok, also Hartmut und ich haben sie ins Exposé geschrieben. Und den Roman, in dem sie zum ersten Mal auftauchen sollten, sollte Wolfgang (Arndt Ellmer) schreiben, aber konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht, sodass ich ihn geschrieben habe. Ich habe sie in die Serie eingeführt und fand sie fantastisch. Es hat mir einen riesigen Spaß gemacht beim Schreiben. Seitdem schreibe ich sie ständig ins Exposé, wenn es irgendwie geht. Und sie gefallen allen Lesern ganz gut. Ich habe auch versucht alle diese Romane selbst zu schreiben, aber das schaffe ich einfach nicht zeitlich. Aber ich habe sie in meine Romane immer wieder rein geschrieben. Ich weiß ja beim Exposé schreiben, welchen Roman ich schreiben werde und so kann ich mir auch die entsprechenden Figuren holen, wenn es irgendwie geht. Und das war so ein Beispiel, wie es scheinbar sehr gut funktioniert, was man nicht gedacht hätte. Das waren zwei Figuren wie 50 andere Figuren auch. Aber die haben irgendwie was. Jetzt sind sie ja schon Geheimagenten im Tamanium. Also das sollen sie werden. Das ist der Plan. Das wäre nicht passiert, wenn den Lesern sie nicht gefallen hätten.

2011
Der Stammtisch unterwegs mit Christian
Montillon
13. Bevor du Exposé-Autor der PERRY RHODAN-Serie geworden bist, warst du einer der eifrigsten Autoren der Serie. Zudem warst du auch etwas öfter hier beim Stammtisch. Vermisst du das Schreiben der Romane und häufigere Stammtischbesuche?
Ja. Ernsthaft jetzt. Ich komme wirklich sehr gerne und es ärgert mich, dass es letztes Jahr quasi gar nicht geklappt hat. Ich glaube, ich war letztes Jahr nur ein Mal hier. Das hat mir gar nicht gefallen. Dieses Jahr (2016) komme ich öfters, weil ich gerne komme. Nicht, weil ich muss. Es zwingt mich ja keiner. Ich komme wirklich gerne. Es ist schön hier.

 
Romane schreiben vermisse ich zum Teil auch. Wobei ich trotz Exposé-Arbeit noch relativ viel geschrieben habe. Jetzt im Moment ist ein halbes Jahr Pause. Ich habe Band 2827 geschrieben und schreibe aktuell Band 2850 und dann Band 2851. Es war für mich eine sehr lange Pause. In diesem halben Jahr habe ich es dieses Mal nicht vermisst, da ich einfach zu viel zu tun hatte. Ich bin einfach nicht mehr hinterher gekommen. So habe ich Klaus N. Frick gesagt, dass ich dieses halbe Jahr einfach keinen Roman mehr schreiben kann. So freue ich mich jetzt wirklich, dass ich nach diesem halben Jahr wieder die Romane 2850 und 2851 schreiben kann. Und ich glaube, dass ich danach wieder mehr Romane schreiben werde. Ich habe diese Pause einfach mal gebraucht beim PERRY RHODAN schreiben. Am Anfang nach Band 2700 (Beginn der Exposé Arbeit) habe ich gedacht, das wäre ganz einfach. Ich habe gedacht, ich schreibe die Exposés selbst und den Roman schreiben ist dann ein Klacks. Das stimmt aber gar nicht. Man macht sich so viele Gedanken, weil man weiß, was alles noch kommt. So ist es fast schwieriger wie vorher. Vorher habe ich gedacht, wenn ich das Exposé nicht richtig verstehe, weil der Exposé Autor so blöd ist, das nicht richtig auszudrücken, das wäre ja nicht mein Problem. Aber jetzt ist es mein Problem. Aber Spaß macht es trotzdem, weil ich mir jetzt die Romane heraus suche, die ich schreiben will. Dieses Thema gefällt mir, dann schreibe ich den Roman, wenn es auch zeitlich irgendwie passt. Das ist natürlich schön.

Also, ich sag ja immer, dass ich die Exposés schreibe, aber natürlich wisst ihr, dass Hartmut und ich die Exposés zusammen schreiben. Ich bin immer am Ende dran und gebe sie dann im Verlag ab und verteile die Autoren auf die Exposés, deswegen sage ich immer »ich«. Ich meine natürlich »mir«. Auf Hochdeutsch meine ich »wir«, aber uff pfälzisch meint man »mir«.
 
Zwischenfrage: Du hast eben gesagt, dass der aktuelle Zyklus bis Band 2874 läuft. Das ist also kein 100er Zyklus. Ist 2850/2851 dann trotzdem Zyklusmitte als Zwischenhöhepunkt?
Ja. Also ich würde mal sagen, dass es ein größerer Einschnitt ist, als Band 2800 es war. 2800 war als Einschnitt ein bisschen eine Mogelpackung, muss man ganz ehrlich sagen. Es ist glatt durch erzählt worden. Normalerweise macht man stärkere Brüche. Hier war es relativ glatt durch erzählt. Es hat die neue Ebene »Vergangenheit« eröffnet. Ansonsten konnte man schlecht einsteigen. Bei 2850 kann man auch schlecht einsteigen. Dafür ist 2875 ein starker Bruch und Band 2900 erst recht.

Zwischenfrage: Ist das ein Einfluss aus der alten Voltz-Zeit, wie bei der Demontage des Solaren Imperiums, dass bei 2800 dieser weiche Übergang kommt? Habt ihr euch daran orientiert?
Nein. Das hat ganz andere Gründe gehabt. Ich weiß genau, was du meinst. Ich als Leser fand die Jubiläumsbände schöner, wie LAIRE oder BARDIOC, in denen man alles erklärt bekommt, was vorher passiert ist. Das war viel cooler. Jetzt fängt im Jubiläumsband das »Neue« an. Was naturgemäß langweiliger ist, weil man nicht 100 Wochen darauf gewartet hat, es endlich erklärt zu bekommen. Aber damals ging das. Damals hat jeder Perry Rhodan gelesen. So konnte man den Jubiläumsband so machen, dass ein Neuleser den Jubiläumsband überhaupt nicht versteht. Das kann man heute nicht mehr, weil der Verlag nur zu 2900 gezielt Werbung machen kann. Wenn dann aber die Antwort auf 100 Hefte von vorher kommt, dann wird jeder, der das vielleicht liest und PERRY nicht kennt, das überhaupt nicht verstehen und sofort wieder aufhören. Deswegen muss man versuchen, das einfacher zu machen und die Antworten vorher zu geben. Was natürlich eine ganz andere Art von Jubiläumsband ist als früher. Das ist wirklich der Situation geschuldet.

14. Bei Fragerunden auf PERRY-Conventions werden vor allem zwei Fragen gern und inzwischen quasi als »running gag« gestellt. Zum einen wird nach dem Dimesextatriebwerk gefragt, zum anderen nach einer PERRY-Verfilmung. Mit dem Dimesextatriebwerk verschonen wir dich jetzt mal. Aber zum Thema PERRY-Verfilmung: Wenn wir richtig informiert sind, dann schaust du gern TV-Serien. Zudem bist du ja ein erfahrener und vielseitiger Autor. Manche sagen, eine PERRY-Verfilmung würde eher als Serie, statt als Kinofilm funktionieren. Kannst du dir vorstellen – sofern natürlich die Rahmenbedingungen passen – ein Drehbuch oder ein Treatment für eine PERRY-TV-Serie zu schreiben?
Kannst Du den Teil mit dem erfahrenen Autor nochmals wiederholen? (Zuhörer lachen.)


Roman: Erfahrener und vielseitiger Autor.

Danke schön! Das könnte ich mir vorstellen, ja. Diese Aufgabe würde ich sofort mit Handkuss machen. Aber ich rechne nicht damit, dass dies passiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich eine ernsthafte PERRY RHODAN-Fernsehserie geben wird. Daran glaube ich nicht. Aber wenn das kommt, dann werde ich das sehr gerne sofort machen, weil ich Fernsehserien liebe und aus Fernsehserien lerne, wie man erzählt. Aber ich glaube nicht, dass es passiert.

Stammtisch-Gucky steht Kopf
15. Wenn man sich deine Arbeit, Werkübersicht ansieht, dann bist du ja ein recht emsiger und vielseitiger Autor und vor allem natürlich mit der PERRY RHODAN-Serie beschäftigt. Es heißt ja, dass man ab und an auch mal von seiner Arbeit träumt. Wie sieht das bei dir aus. Hast du schon mal von Perry Rhodan oder Gucky geträumt?
Nein, eigentlich nie. Ich glaube, dass diese Sachen weg sind. Wenn ich von der Arbeit träume, dann habe ich Stress und dann ist es eher albtraummäßig, bedrückend. Ich vergesse dann auch immer, was ich geträumt habe. Aber dass ich jetzt von PERRY-Figuren oder von Romanfiguren träume, glaube ich nicht.


16. Bevor du zusammen mit Hartmut Kasper (Wim Vandemaan) die Exposé-Arbeit übernommen hast, war Uwe Anton Exposé-Autor der PERRY RHODAN-Serie. Vieles an Handlungsgrundlagen, Figuren etc. habt ihr vermutlich übernommen bzw. weitergeführt, inzwischen Einiges neu geschaffen oder mit eigenen Ideen erweitert. Gab es denn Aspekte oder Figuren, die ihr von Uwe Anton noch eingeführt haben wolltet? Kannst du ein Beispiel z.B. für ein Handlungselement oder eine Figur nennen, die noch von Uwe Anton stammt und die ihr aufgenommen, weitergeführt habt oder die ihr noch von Uwe Anton wolltet?
Klar, wir haben von Uwe das Polyportnetz übernommen, das wir relativ schnell abgeschafft haben, was aber nichts mit Uwe zu tun hatte. Wir wussten, dass wir ab Band 2700 die Exposéarbeit übernehmen werden, als Uwe Anton noch an der Arbeit zu den Exposés war. So konnten wir uns mit Uwe eine Zeit lang absprechen. Ich weiß nicht mehr wie lange vorher, aber es waren so ca. 25 Bände vorher. Wir hätten ja sagen können, schieß das Projekt Polyportnetz auf den Mond. Aber das haben wir nicht gemacht, denn wir wollten es haben. Denn wir haben das Netz ja abgestellt. Ok, die Onryonen haben behauptet, dass sie es abgestellt hätten. Aber das stimmt ja nicht. Perry hat es desaktiviert. Dann kam noch ein Finger in einer Polyportkammer, der älter war als das Universum. Das hatte also noch einen Hintergrund. Wir haben es also mit Bedeutung aufgeladen, bevor wir es abgeschaltet haben. Dafür hatte Uwe die Grundlage gelegt. Wir haben ja auch noch STARDUST, was aktuell nicht in der Handlung ist, was aber nicht heißt, dass es nicht mehr in die Handlung kommen wird. Unterwegs ist auch noch die SOL und Alaska Saedelaere ist mit der LEUCHTKRAFT unterwegs. Diese Sachen sind alle noch da und werden wieder kommen.


Wir haben gesagt, dass wir erst unser eigenes Ding durchführen werden. Mit Band 2700 haben wir ja einen extrem starken Bruch gemacht. Es begann ein ganz neuer Handlungsabschnitt. Und aus dem Handlungsraum und der Zeit davor holen wir uns dann gewisse Sachen zurück.

Mochte der Stammtischbesucher Mondra Diamond?

Sag doch mal »Nein«, denn Du hast laut den Kopf geschüttelt.

Roman: Nein.

Christian Montillon: Uwe hat uns gefragt, was er mit Mondra Diamond machen soll. Daraufhin haben wir ihm gesagt, dass er sie im NEUROVERSUM sitzen lassen soll, damit wäre sie weg. Das war jetzt das Gegenbeispiel mit einer Figur, die wir weg haben wollten, weil wir keine große Perspektive für die Figur gesehen haben. Das war vielleicht falsch, aber das war ein sehr schönes Ende für sie. Sie ist bei ihrem Sohn im NEUROVERSUM geblieben. Ein besseres Ende hätten wir für sie nicht schreiben können. Das hat Uwe Anton auch sehr schön gemacht.

Zum Beispiel haben wir Uwe Anton auch gebeten, Sichu Dorksteiger in der Handlung zu lassen, da wir mit ihr etwas vorhaben.


Zwischenfrage: Du hast das Polyportsystem angesprochen. Werdet ihr es wieder aktivieren?
Der Schalter, um das Polyportsystem zu aktivieren ist noch da. Perry hat es bewusst abgeschaltet. Er könnte es vermutlich wieder anschalten, da alle Anlagen, Handelssterne, Polyporthöfe usw. noch da sind. Es funktioniert einfach zurzeit nicht.


17. Mit dem Wiederauftauchen der Laren oder der Tefroder/Meister der Insel-Thematik habt ihr alte Themen, Konflikte und Handlungsstränge wiederaufleben lassen und eine gewisse Aufarbeitung gestartet. Werden wir von diesen Themen weiterhin lesen und hören?
Ja, ganz klar. Stichwort »Laren«: Ich kann dazu nicht so viel sagen, aber ich denke, dass wir zu diesem Thema einen guten Abschluss in der Vergangenheitsebene geschafft haben. Das ist gut zugeschnürt und abgeschlossen. Bully (Anmerkung: Spitzname von Reginald Bull) sitzt in der Gegenwart noch in der Larengalaxis. Stichwort »Tefroder«: Die haben eigentlich erst angefangen mit Vetris Molaud, mit der Meisterstatue und dem Tamanium. Das fängt eigentlich gerade erst an.


Shakehands
18. Werdet ihr das »Projekt von San« weiter entwickeln? Und werden wir bald davon lesen? Oder ist das eher ein Thema für nach Heft 3000?

Ja!


Das war jetzt eine »Oder«-Frage. Darauf antworte ich prinzipiell mit »ja«. Ich könnte auch »nein« sagen, das würde dasselbe aussagen.

Wir werden das »Projekt von San« weiterentwickeln. Das ist eigentlich dadurch entstanden, dass Perry Rhodan gesagt hat, dass er ständig Opfer von irgendwelchen Langzeitplänen ist. Das ist ja schon der running gag, dass die Superintelligenzen wie ES immer irgendwelche Langzeitpläne haben. Darum haben wir gesagt, Perry und Bostich sollen jetzt auch mal einen Langzeitplan machen, ätsch. Wir saßen feixend am Tisch und haben uns das überlegt. Das »Projekt von San« ist natürlich ein Langzeitprojekt, das nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann. Jetzt könnten wir sagen, wir machen bei Band 2999 einen Zeitsprung von 1000 Jahren und wir hätten das »Projekt von San« erfüllt mit Band 3000. Das wäre aber ein bisschen langweilig, wenn ich davon nichts erzähle. Ich denke, dass wir noch relativ lang davon hören.

19. Für reichlich Spekulation beim Stammtisch sorgten im Atopischen Tribunal-Zyklus Figuren wie der Techno-Mahdi. Sein Geheimnis wird sicher noch gelüftet. Vor oder nach Band 3000?
Ja. Wir haben die Figur auch eingeführt mit einem guten Ziel, mit Sinn und Verstand. Das kommt alles noch vor Band 3000.


Wir haben von manchen Sachen schon eine Zeit lang nichts gehört, wie dem Techno-Mahdi, die einfach Vorbereitung waren. Mir fällt spontan Toufec und Shanda Sarmotte ein. Beide sind weggeflogen. Sie suchen die Stadt Auris und wir haben sie noch weg fliegen sehen durch einen Sonnentransmitter. Die kommen bald wieder. Ich weiß auch warum und weshalb und dass sie Spuren folgen, die scheinbar ins Leere laufen. Die ihr auch nicht miteinander in Verbindung bringen würdet. Die Antworten sind alle schon da, ihr habt es schon gelesen, aber als Leser könnt ihr sie noch nicht zusammenführen.

(Ende des zweiten Teils)

(rp; © Fotos: Roman)

1 Kommentar:

  1. Das hört sich ja sehr spannend an. Da freue ich mich schon richtig drauf! :-)

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