Montag, 20. Juni 2016

Interview mit ... Christian Montillon – Teil 3



Juni 2012
Es folgt nun der 3. Teil des Interviews, das wir mit Christian Montillon am PERRY-Stammtisch im Januar geführt haben. Zum Ende stellten die Besucher ihre Fragen, die ihnen auf dem Herzen lagen und sie unbedingt geklärt haben wollten.


Besucherfrage 1: Jemand hat im Forum die Diskussion aufgemacht, dass Ronald Tekener noch leben würde. Die Frage kommt ja immer wieder auf in diversen Varianten. Daher meine Frage: Ist Tekener wirklich tot?
Ja, ist er. Ich sehe hier überhaupt keine Frage. Er ist tot! Fertig, aus. Natürlich kann man bei PERRY RHODAN alles machen. Mal angenommen, Hartmut und ich hören bei Band 3500 auf Exposés zu schreiben, und ab Band 3501 übernimmt dann der Adaurest die Exposés. Man nehme an, dass er der größte Fan von Ronald Tekener wäre, dann kann er irgendwie eine Handlung hinbiegen, dass er wieder lebt. Aber Ronald Tekener ist tot. Ich kann auch Clark Flipper wieder zum Leben erwecken und wieder in die Serie zurück bringen, wenn ich lustig bin. Das ist aber Quatsch, weil die Figur tot ist. Und Tekener ist auch tot.


Ich mag Stephen King immer gerne. Und wenn er gefragt wird, wie geht es eigentlich der Figur »sowieso« aus deinem Roman »diesunddas«. Dann fragt er sich, wie sich die Leute das vorstellen, dass er Kaffee trinke und die Figuren kommen zu Besuch? So ist das mit Tekener auch. Lebt er eigentlich noch? Kommt er noch zum Kaffee trinken? Nein, macht er nicht, weil er tot ist.

Besucherfrage 2: Du hast auch die Exposés zu den Plejaden-Hörspielen geschrieben. Wird es da noch weitere Folgen geben, oder ist das ein einmaliges Projekt?
In der Konzeption war geplant, dass es eine Zehnerstaffel geben sollte, also 10 Folgen und dann wäre die Handlung fertig. Sie ist damit auch beendet worden. Wer sie noch nicht gehört hat, sollte sie kaufen, da sie echt super gemacht ist. Ob es eine neue Staffel geben wird, weiß ich noch nicht. Demnächst wird diese Entscheidung gefällt. Bevor die nächste Staffel kommen sollte, wird es auf jeden Fall eine große Pause geben. Die Produktion ist unglaublich umfangreich und schwierig, dieses Hörspiel zu produzieren. Wenn die Staffel fertig ist, bricht der Produzent erst einmal zusammen und muss ein halbes Jahr schlafen. Und dann geht es weiter oder auch nicht. Es hat uns allen einen riesigen Spaß gemacht, aber es ist auch eine teure Sache. Ich denke, dass man das auch hört, wie dieses Hörspiel produziert wurde, dass das eine teure Sache ist. So eine Hörspielstaffel muss sich daher auch lohnen. Man arbeitet sich ein Jahr krumm und buckelig mit der Musik, den Geräuschen und Dialogen und die Kosten müssen auch rein kommen. Da dran wird es letztendlich hängen.


Ich muss sagen, dass ich von den Plejaden-Hörspielen total begeistert bin. Und nicht nur, weil ich das Exposé dazu geschrieben habe.

Besucherfrage 3: Wie ist das mit den Planetenromanen. Sie sind neu aufgelegt worden. Wird es da auch wieder neue Romane geben, und nicht nur die alten Geschichten?
Damit würde ich nicht rechnen. Wenn, dann in einem anderen Medium. Wenn es neue Planetenromane geben sollte, dann wird das in einer anderen Form sein.


Besucherfrage 4: Gibt es eigentlich eine Zusammenarbeit mit den PERRY RHODAN Neo-Autoren? Die Figuren agieren und handeln ja ganz anders als früher in der Erstauflage. Sind das getrennte Teams? Wo holen die Autoren ihre Informationen her? Gibt es da eine Verbindung? Hat Rainer Castor damit zu tun gehabt?
Rainer Castor hat mit Neo überhaupt nichts zu tun gehabt. Wirklich null. Am Anfang hatte sich das Team etwas überschnitten. Auch durch mich. Ich habe ja hier und da geschrieben (Anmerkung: Neo und Erstauflage). Michelle Stern hat viel für Neo geschrieben. Dann kurze Zeit Neo und Erstauflage, bis sie es nicht mehr konnte. Jetzt schreibt sie nur noch Erstauflage. Und jetzt gibt es überhaupt keine personellen Überschneidungen mehr, was die Autoren betrifft. Ausnahme war ganz selten Oliver Fröhlich. Natürlich kennen Rüdiger Schäfer und sein Expo-Kollege die Erstauflage und wissen, was so in der Erstauflage passiert. Demnächst gibt es eine Autorenkonferenz, zu der Rüdiger Schäfer auch kommen wird (Link: Mausbiber in geheimer Mission von Verena Themsen) als Neo-Vertreter. Aber sonst gibt es auch keine Absprachen oder so. Er kann dort machen, was er will ... zumindest von der Erstauflage her gesehen. Klaus N. Frick verantwortet als Redakteur natürlich beides. Er ist auch eine Instanz, die die Neo-Expokraten über sich haben. Neo entwickelt sich separat weiter und ist was ganz eigenes.


Ich habe schon Beschwerden von Lesern gehört, dass Neo nicht der Perry Rhodan ihrer Jugend wäre. Das ist ja auch nicht der Sinn von PERRY RHODAN Neo. Die Hintergründe sind von Neo auch ganz andere. Du kannst eine Figur wie Perry Rhodan heute nicht so schreiben, wie vor 50 Jahren. Heute handeln Helden ganz anders. Damals hast Du die Handlung mit den Arkoniden ganz anders gemacht. Das hat so in die damalige Zeit gepasst. Das hat unglaublich gut funktioniert. Aber heute geht das nicht mehr.

Wenn ich sehe, dass es sie in Neo auf einen Planeten mit intelligenten Echsen verschlägt, und der Protagonist im »Echsen-Puff« gestrandet ist, das hättest du vor 50 Jahren nicht schreiben können. Die Figur war Eric Manoli. Das war etwas, das du damals nicht hättest machen können. Wenn man sich heute mit der heutigen Logik anschaut, was Perry Rhodan damals gemacht hat, dann stellt man fest, dass das haarsträubend ist. Nicht, dass es schlecht war, sondern weil es mit der heutigen Logik, im Sinne der heutigen Medien und TV-Serien, nicht machbar wäre.

Verena Themsen, Christian Montillon und Marion
Besucherfrage 5: Ihr habt seit Band 2700 sehr viele lose Enden aufgebaut und viele kleine Geschichten angefangen zu erzählen. Löst ihr diese bis Ende des Zyklus alle auf?
Ich sage mal, dass – ich erfinde die Zahl jetzt – ca. 30 lose Enden herumliegen. Davon machen wir 15 super zu. 5 bis 10 lose Enden kann der Leser, wenn er super mitdenkt, sich selbst zusammenreimen und ca. 5 werden ins Leere laufen. Das war in der Vergangenheit der Serie immer so, dass nie alles aufgelöst wurde. Der Leser muss auch etwas mitdenken und sich manche Dinge selbst zubinden. Ich lese im Forum immer wieder, dass der versteinerte Finger, der älter ist als das Universum, endlich geklärt werden müsste. Aber das ist doch schon längst geklärt. Das Geheimnis des Fingers wurde in einem Roman gelöst, aber die meisten Leute haben es nicht gemerkt. Ich habe daraus gelernt, dass ich es beim Namen nennen muss. Ich kann nicht darauf warten, dass der Leser es versteht. Diese Sache ist daher ein Problem des Exposés. Ich fand die Lösung intelligent, wie wir das gemacht haben, aber offenbar hat es nicht so funktioniert, dass die Leser es verstanden haben. Der Leser muss sich einige Enden einfach mitdenken. Aber ich denke, dass die wichtigsten losen Enden nach meiner Meinung alle zu sind. Wir wussten ja schon bei der Konzeption ab Band 2700 was die Jenzeitigen Lande sind und wie sie funktionieren. Und wenn man das weiß, dann lösen sich die losen Enden auf. Wenn man es aber nicht verstanden hat, dann ist das scheinbar noch alles offen.


Wenn man einen Zyklus konzipieren will, dann muss man wissen, wie das Ende aussieht und wie man darauf zulaufen muss und wie ich das starten muss.

Besucherfrage 6: Als Exposé-Autoren habt ihr es seit 40 Jahren das erste Mal gewagt, das Zwiebelschalenmodell wieder anzufassen und zu erweitern und zu variieren. An dem Mythos von Exposé-Autor Willi Voltz habt ihr herumgekratzt.
Ja, wir haben das Zwiebelschalenmodell erweitert. Wenn wir demnächst in dem Band 2850 sind, und dieser Band heißt nicht umsonst »Die Jenzeitigen Lande«, dann wird noch einiges erklärt werden. Wir haben dem Leser ja einiges zugemutet. Aber ich sehe das positiv, glaube, dass der Umschwung, der ab Band 2700 stattgefunden hat, gut war und wir alte Pfade verlassen haben. Wir haben einen neuen Weg eingeschlagen, der für manchen Leser vielleicht etwas steinig war.


Darum haben wir es auch gemacht und ich bin überzeugt, dass das richtig war. Wir haben dabei nicht alles richtig gemacht und ich denke, dass das niemand perfekt geschafft hätte. Aber das war wirklich der Sinn der Sache, die alten Pfade zu verlassen und einiges neu zu machen. Wir wollten PERRY machen, aber auf eine andere Art, als es die Jahre vorher gelaufen ist. Perry Rhodan muss sich auch entwickeln. Die Serie kann nicht einfach stehen bleiben.

SciFi Days 2015 – Christian Montillon und Verena
Themsen am Infostand des Mannheimer Stammtischs

Antwort auf einen Zwischenruf »zu viele Handlungsfiguren« in der Serie:
Thema Figuren: Wir haben momentan wahnsinnig viele Figuren. Wenn wir jetzt unseren neuen Zyklus ab Band 2700 anschauen und du zählst die Hauptfiguren, die es schon lange gibt, dann sind das wahnsinnig viele. Als Autor möchtest du auch ein Paar konstante Nebenfiguren neu einführen. Dann hast du diese noch dabei. Diese alle in der Exposé-Arbeit zu koordinieren geht oftmals über deine Grenzen hinaus. Wir haben Figuren dabei, die seit über 1000 Bänden in der Handlung sind. Denen kannst Du nicht alle eine Handlung geben. Das geht gar nicht.

 
Ja, ich habe hier vorhin das Stichwort »Tiuphoren« gehört. Ich kann dazu sagen, dass sie einen ganz sauberen Abschluss erhalten.
Heutzutage muss alles viel schneller gehen. Vorhin wurde in der Frage ja auch erwähnt, dass ich gerne Fernsehserien schaue. Und ich muss sagen, dass diese Fernsehserien heute in der Medienwelt gut funktionieren oder manche auch nicht. Wenn die Serie funktioniert, dann schauen das irrsinnig viele Leute und man verdient sich dumm und dämlich. Sie funktionieren zum Teil besser als Kinofilme, von STAR WARS mal abgesehen.

Und die, die als erstes super gut funktioniert hat und die Medienwelt revolutioniert hat, und eine neue Erzählform gebracht hat, war LOST. Da hat man gesehen, wie schnell das ging. Die Serie hatte insgesamt 6 Staffeln und jede Staffel hat die Serie auf eine ganz andere Ebene gehoben und was ganz anderes erzählt. Die Handlung spielte auf der Insel, aber jede Staffel hat etwas anderes erzählt, einen anderen Hintergrund geboten. Innerhalb eines Jahres war das abgehandelt und auf die neue Staffel hat man etwas Neues aufgesetzt und dem Zuschauer was Neues geboten. Und das muss man bei PERRY in einem gewissen Maß auch machen. Nicht ganz so schnell, aber in den Medien und den Serien wird alles viel schneller dargeboten. Man muss sich dem anpassen, da keiner mehr Lust hat, immer das gleiche Maß zu erleben. Ich glaube, dass die Medien heutzutage so funktionieren.

Daher kommen jetzt ja auch bei uns diese 12-teiligen Zyklen. ATLAN Traversan, STARDUST und auch der ARKON-Zyklus. Diese ganzen Projekte sind kurz. NEO zum Beispiel macht mittlerweile wieder 10er Staffeln. Als NEO diese Staffeln verlängert hatte, das war etwa bei Band 70, da hat das nicht mehr gut funktioniert. Das waren dann keine echten Staffeln mehr. Jetzt sind es wieder echte Staffeln und es funktioniert wieder besser. Wenn du schaust, was bei den Medien richtig gut funktioniert, dann stellst du fest, dass das alles kurz und abgeschlossen ist. Aktuell sind es Trilogien, wie die »Tribute von Panem«, drei Bücher, in drei Jahren. Drei Filme beziehungsweise vier, weil man den letzten Teil auf splittet und dann ist es fertig. »Harry Potter« hat nur sieben, »Die Bestimmung« hat drei. »Der Hobbit« hat drei, »Herr der Ringe« hat drei, wobei ich der Meinung bin, dass man beim »Hobbit« nur einen Film hätte machen sollen. Diese ganze Sache ist auch wieder kurz. Man macht drei Bücher und drei Filme und dann ist das Phänomen auch abgeschlossen.

Und da muss PERRY RHODAN anders sein. Und so angepasst werden, damit es in dieser Medienwelt funktioniert. Und das ist schwierig. Du kannst es entweder den einen oder den anderen recht machen. Wenn du eine PERRY-Fernsehserie machst und die so kurz aufbaust, dann stößt du den Fans vor den Kopf, aber den Nicht-Fans wird das Format gefallen. Du kannst das Phänomen PERRY RHODAN, wie es sich jetzt darbietet nicht in eine Serie umsetzen. Die Leute würden das nicht schauen und die Zuschauer würden das nicht verstehen. Es gibt so viele Handlungspersonen, dass das wieder unübersichtlich ist. Eine richtige PERRY RHODAN-Fernsehserie würden viele PERRY RHODAN-Fans hassen. Oder sie wäre so aufgebaut, dass sie sich nicht finanziell tragen würde, da sie nicht von genügend Zuschauern angeschaut werden würde.

Besucherfrage 7: Erhält das Kaiserpaar von Olymp Zellaktivatoren?
Also bis jetzt noch nicht. (Es folgen Zwischenrufe, dass das Kaiserpaar nur 12 Jahre im Amt wäre und man Christoph nicht auf solche Ideen bringen sollte usw.) Aber ich finde das Kaiserpaar super.


Aber ich habe einer anderen Figur einen Zellaktivator verpasst, und zwar in einer Weise, wie wir es noch nie hatten. Ich verrate es euch aber nicht. (Christoph grinst.) Diese Art und Weise gab es noch nie. Ihr werdet es demnächst lesen.

Besucherfrage 8: Ich mag die Tiuphoren nicht, weil sie mich an aktuelle Geschehnisse stark erinnern. Die waren schon vorher da, oder? Ich finde, dass die Tiuphoren schlimmer sind als TRAITOR.
Ja, die waren schon vorher konzipiert worden. Das aktuelle Geschehen hat die Autoren aber wieder so beeinflusst, sodass es aktuell so aussieht, als ob es mit dieser Terrororganisation etwas zu tun hätte. Einfach, weil es aktuell so präsent ist, dass es die Autoren in ihren Köpfen so beeinflusst hat. Ich finde, dass es eine traurige Geschichte ist.

Die Tiuphoren kommen ja dann durch den Zeitriss in die Gegenwart und wir werden dann den Zusammenhang noch aufzeigen, der zwischen den Tiuphoren und dem Atopischen Tribunal und den Jenzeitigen Lande besteht. Das wird alles noch erzählt. Die Tiuphoren erhalten am Ende noch einen Sinn, wieso sie gebraucht wurden. Es gibt also da noch mehr, als wir bisher gesehen haben.

(rp; © Fotos: Roman)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen